Im Namen des Herrn gegen Killerspiele und Waffen

Hardy Schober, seines Zeichens hauptberuflicher Aktionsbündnis-Geschäftsführer, will nun eine der evangelischen Landeskirche Baden-Württemberg zugeordnete Stiftung „Gegen Gewalt an Schulen“ gründen. Hauptzweck soll das Verbot von Spielen „die dazu dienen, Menschen zu ermorden“ (pardon?) und die Verschärfung des Waffenrechts sein. (Meldung via stigma-videospiele.de)

Was diese beiden Forderungen nun mit dem zu tun haben, was man gemeinhin unter „Gewalt an Schulen“ versteht, sagt Herr Schober nicht.

Aber es sollte den von möglichen Verboten betroffenen Menschen zeigen, dass sie alle im selben Boot sitzen. Die momentanen Verbotsdiskussionen ähneln sich wie ein Ei dem anderen: In allen wird pauschalisiert, gehetzt, gelogen und völlig ahnungsfrei expertiert und gegutachtet.

Bemerkenswert übrigens, dass Minderjährige zwar kein Paintball spielen, keine Egoshooter kaufen und demnächst auch nicht mehr Großkaliberschiessen dürfen – um die Unterschriftenlisten des Aktionsbündnisses zu füllen sind sie aber alt genug. Das AAW weist ausdrücklich daraufhin, auch die Unterschriften von Kindern seien gültig.

Wissen die Kids überhaupt, was sie da unterschreiben? Sie fordern mit ihrer Unterschrift ein Verbot von Dingen, die sie nicht kennen, ja gar nicht kennen können. Und wenn sie mal 18 sind ist es zu spät. Verboten ist verboten.

4 Kommentare

Eingeordnet unter Killerspiele, Verbote, waffen

4 Antworten zu “Im Namen des Herrn gegen Killerspiele und Waffen

  1. Rafael Brix

    Habe gerade den Post über einen Kommentareintrag auf http://forum.spiegel.de/showthread.php?postid=5482250 gefunden.

    Gebe dir grundsätzlich recht zu all den Pauschalisierungen, aber die Annahme, dass Minderjährige keine Egoshooter kennen ist vollkommen realitätsfremd. Auf dem Gymnasium, auf dem ich vor 3 Jahren Abitur gemacht habe, hat bestimmt mindestens die Hälfte der Jungs der höheren Jahrgänge regelmäßig sowas gespielt und die andere Hälfte zumindest schonmal gesehen. Und ich habe gerade einen Google Test gemacht, wenn man nach dem Namen des bekanntesten Egoshooters in Kombination mit dem Wort Download sucht, was schon ein ziemlich naiver Versuch ist eine Software illegal herunterzuladen, wird man schon in einem Foren-Thread auf der ersten Seite fündig. Abgesehen davon dass Schüler ein gutes Netzwerk haben und sich selbstverständlich gerne gegenseitig CDs brennen.
    Also bitte auch nicht mit weiteren Pauschalisierungen antworten, das Thema ist sicher komplizierter, wird aber hoffentlich auch erforscht. Ziemlich sicher ist aber, dass die Medien und damit auch Egoshooter zur Sozialisation von Jugendlichen einen großen Beitrag leisten und Leute umlegen als ein mögliches Handlungsmuster angeboten wird.

    • AllesVerboten.org

      Ich bezog mich dabei ausdrücklich auf Kinder, auch wenn ich zuvor mal von Minderjährigen sprach. Natürlich kennen die meisten 15-/16-jährigen Jugendlichen Egoshooter und auch der eine oder andere Zehnjährige wird wissen, worum es da geht. Das Paradoxon dabei ist aber eben, dass es diesen jungen Menschen bereits verboten ist, diese Games zu spielen. Entweder man glaubt an die Wirksamkeit solcher Verbote, dann muss man davon ausgehen, dass das Kind diese Entscheidung gar nicht treffen kann. Oder man weiss, dass die Kinder solche Spiele trotzdem kennen, dann kann man nicht ernsthaft an die Sinnhaftigkeit von Verboten glauben. Wie man sich auch entscheidet, die Kinder unterschreiben zu lassen ist absurd.
      Zu Deiner Medienschelte im letzten Absatz: „Ziemlich sicher“ ist da gar nichts. Das ist mit Verlaub eine Floskel, die in diesen Diskussionen gerne mal Fakten ersetzen soll. Vielleicht erscheint es Dir logisch, mir aber nicht. Jedes Kind weiss auch ohne Egoshooter, was „Leute umlegen“ ist. Das findet man auch in Zeitungen oder der Bibel. Der Knackpunkt sind nicht die äusseren Einflüsse, sondern die Stärke eines jungen Menschen, mit diesen Einflüssen umzugehen. Und da gilt einfach immer die selbe Tatsache: 99,9999% der Jugendlichen rasten nicht aus. So wie 99,9999% der Computerspieler, Sportschützen, Filmfans oder Paintballer. Dazu kommen noch zahlreiche Gewalttaten und Morde, sogar „Amokläufe“, von Tätern, die keiner dieser Gruppen zuzuordnen sind.
      Man stelle sich mal vor, man würde bei einem Verkehrsunfall als Ursache feststellen, dass es an der Farbe des Autos lag und völlig ignorieren, dass in Deutschland eine Million Autos der selben Farbe zugelassen sind und dass Autos anderer Farben ebenso in Unfälle verwickelt sind.

      • Rafael Brix

        Keine Angst, ich bin weder dafür, Killerspiele zu verbieten, noch Autos (ok, vielleicht wäre ja ein Tempolimit von – um nicht ganz so radikal zu sein – 160km/h sinnvoll, auch wenn vielleicht 99,9999% der Fahrzeuge, die schneller fahren, keinen Unfall verursachen?)
        Das sollte keine Medienschelte sein, aber dass wir nicht nur durch die physische sondern auch durch die mediale Umwelt sozialisiert finde ich schon logisch – das Skript zur Medienethik in dem der Forscher drin stand der das sicher auch begründen kann wieder rauszusuchen mag ich grad nicht, sorry. Ich merke aber z.B. an mir selbst dass ich im Umgang mit anderen manchmal Situationen bzw. Handlungen anstrebe, die so perfekt ablaufen wie im Film.
        Ob 99,99999 % der Jugendlichen nicht „ausrasten“ weiß ich nicht, wenn man nicht nur Amokläufe zählt. Allerdings könnte ich mir auch gut vorstellen, dass Egoshooter zum kleinen Aggressionsabbau zwischendurch ganz in Ordnung sind. Waffen selbst dienen aber vom Grundgedanken her schon dazu, Menschen zu ermorden, oder?
        Na egal, ich wollte eigentlich nur mal wegen dem Satz mit den Minderjährigen einhaken 😉

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